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Trier wächst weiter auf dem Petrisberg

01.02.2012

Auf dem Petrisberg in Trier sollen eine neue Wohnanlage für Studierende und ein Frischemarkt entstehen. Der Stadtrat hat einen ersten Planentwurf für das Gebiet beschlossen - gegen die Stimmen von FWG und Grünen.

Trier. (Marcus Hormes) Neun Millionen Euro Baukosten, 189 Appartements: Das private Studierendenwohnheim The Flag (Die Flagge) an der Robert-Schuman-Allee auf dem Trierer Petrisberg wurde im Herbst 2010 eröffnet - voll ausgelastet. Für die weitere Entwicklung der Umgebung sollen der Flächennutzungsplan und der Bebauungsplan geändert werden.
Die Fläche gehört der EGP GmbH, der ehemaligen Entwicklungsgesellschaft Petrisberg, die inzwischen mit dem Zusatz "Gesellschaft für urbane Projektentwicklung" firmiert. Der Gestaltungsentwurf sieht am Kreisverkehr Kohlenstraße ein weiteres Wohnheim vor. Zweiter Schwerpunkt ist ein neuer Verbrauchermarkt gegenüber dem Lidl-Markt am Uni-Campus II.
Neben dem Standort für den neuen Markt liegt die ehemalige französische Vorschule, die der Montessori-Kindergarten als Ausweichquartier nutzt. Künftig könnte dort eine integrative Kindertagesstätte der Lebenshilfe einziehen. Um die Baulücke bis zur Versickerungsfläche zu schließen, gibt es die Option auf einige Einfamilienhäuser.
Noch keine Ortsumgehung
Im Stadtrat am Dienstagabend formierte sich Widerstand. "Wir lehnen die Planung ab, weil die Ortsumgehung Kürenz immer noch nicht gebaut ist", sagte Christiane Probst (FWG). Die geplante Wohnbebauung an der Robert-Schuman-Allee und im benachbarten Burgunder-Viertel erhöhe die Verkehrsbelastung. "Viele von denen, die zum neuen Frischemarkt fahren, werden zudem auf die Idee kommen, über die Sickingenstraße in die Stadt zu fahren", gab Peter Spang (FWG) zu bedenken.
"Tanta-Emma-Läden haben zu"
Auch Uschi Britz (Grüne) kritisierte die Verkehrsanbindung. Zudem stelle die Neuansiedlung eines Markts die Nahversorgung für das Gebiet Im Treff (Nähe Uni-Campus I) infrage. Dort ist bisher ein Wasgau-Frischemarkt untergebracht. Die Grünen befürchten, dass zusätzliche Konkurrenz diesen Markt gefährden könnte. Tatsächlich hat Wasgau zwar den Vertrag mit der gbt als Vermieter verlängert, allerdings nur bis Ende 2013. Hintergrund: Die Verkaufsfläche Im Treff gilt als zu klein, und es gibt zu wenige Parkplätze. Daher hat sich Wasgau als einer von drei möglichen Betreibern für den neuen Standort an der Robert-Schuman-Allee beworben.
Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) beurteilte das Wachsen der Supermärkte als normale Entwicklung: "Tante-Emma-Läden haben lange zu. Die Kunden entscheiden selbst, wo sie einkaufen. Das können wir als Planer nicht vorschreiben." Auch Bedenken der Grünen und des Ortsbeirats Kürenz gegen einen sechsstöckigen Trakt des Wohnheims suchte die Dezernentin zu zerstreuen: "Wir wollen diesen höheren Teilbereich bewusst als eine Art Zeigefinger am Eingang zum Stadtviertel." Der Rest des Wohnheims ist dreistöckig geplant. Welcher Investor dort zum Zuge kommt, ist noch offen.
Aus Sicht von CDU, SPD und FDP vermeiden die Nahversorgung über den neuen Markt und das Wohnheim in Uni-Nähe gerade unnötigen Verkehr. Die drei Fraktionen brachten daher den Entwurf mit ihrer Mehrheit auf den weiteren Planungsweg. Dabei werden Bürger und Behörden umfassend beteiligt.

Meinung
Konzept mit Wohnheim liegt nahe Trier muss mehr Wohnraum für Studierende schaffen. Wer es ernst meint mit diesem Anliegen, kommt an einem weiteren großen Wohnheim nicht vorbei. Dafür eine Freifläche auf dem Petrisberg zu nutzen, liegt buchstäblich nahe. Von dort gelangen Studierende zu Fuß, per Rad oder mit dem Bus schnell zur Uni. Auch für einen Frischemarkt im Stadtviertel gibt es Bedarf. Die Entwicklung des aufstrebenden Gebiets auszubremsen, um damit vermeintlich den Standort Im Treff zu schützen, ginge an der Wirklichkeit der Kundenströme
und den Anforderungen von Marktbetreibern vorbei. Solche planwirtschaftlichen Gedanken funktionieren in der Praxis meist nicht. Über die Gestaltung stadtbildprägender Gebäude lässt sich trefflich streiten. Da es sich im konkreten Fall um die EGP als bewährten Partner handelt, sollte die Stadt in der Lage sein, ihren Einfluss geltend zu machen und architektonisch ansprechende Lösungen zu erreichen.