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07.07.2016
Städtebau
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Städtebaulicher Rahmenplan Petrisberg

Zusammenfassung

Die städtebauliche Rahmenplanung ist ein informelles Planungsinstrument, um noch ohne die Bindungen der formellen Bauleitplanung (Flächennutzungsplan, Bebauungsplan) die Entwicklung eines Gebietes unter Berücksichtigung der gegebenen Rahmenbedingungen und Anforderungen auszuloten. Im Vordergrund stehen die Festlegung der Nutzungsverteilung, die städtebauliche Gestaltung und die Behandlung der bei der Entwicklung von neuen Baugebieten besonders relevanten Themen wie Verkehr, Immissionsschutz, Erholung und Naturschutz.

Die städtebauliche Rahmenplanung für den Petrisberg erfolgte in Form eines mehrstufigen Planungsprozesses, der mit dem Forum Konversion und Stadtentwicklung am 6. März 1996 gestartet wurde. Die hier formulierten ersten Ziele der Planung wurden im Workshop Petrisberg vom 24. Bis 26. Juni 1998 unter Beteiligung zahlreicher Experten konkretisiert. Die Rahmenplanung wurde begleitend zu den vorbereitenden Untersuchungen zur Festlegung des Bereichs Petrisberg als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme weitergeführt. Ein wesentlicher Aspekt der Rahmenplanung war die städtebauliche Konzeption für den Wissenschaftspark.

Der Prozess der der federführend von den Büros BBP Stadtplanung (Kaiserslautern) und BGHplan (Trier) erarbeiteten städtebaulichen Rahmenplanung wurde durch Beschluss des Stadtrates vom 30. April 2002 abgeschlossen.

1. Forum Konversion und Stadtentwicklung 1997


Mitte der 1990er Jahre wurde bekannt, dass die französischen Streitkräfte den Standort Trier vollständig aufgeben werden. Trier war zuvor mit ca. 450 ha militärisch genutzter Fläche die größte französische Garnison außerhalb Frankreichs. Diese Situation stellte die Stadtentwicklung und die Stadtplanung vor größte Herausforderungen.

Die freiwerdenden Flächen auf dem Petrisberg, in Feyen, Trier-Nord sowie in Euren lagen in unterschiedlichen Stadträumen. Bei durchschnittlich 25 ha überplanter Fläche pro Jahr durch die Trierer Stadtplanung war es offensichtlich, dass nicht alle Standorte gleichzeitig einer Folgenutzung zugeführt werden können. Es galt, Prioritäten zu bilden und die Eckwerte für die künftige Entwicklung der aufgegeben Standorte zu definieren.

Zur Bewältigung dieser schwierigen Aufgabenstellung wurde am 1. und 2. Juli 1997 initiiert durch das Land Rheinland-Pfalz und die Stadt Trier der Workshop „Konversion und Stadtentwicklung“ unter Beteiligung einer Vielzahl von Experten durchgeführt.

Vier Entwicklungsbereiche würden von besonderer Relevanz sein:

  • Petrisberg Tarforster Höhe
  • Trier-Nord Innenstadt
  • Trier-West Euren
  • Feyen Mattheiser Wald

 

Aufgabe des Workshops war die Überprüfung und Konkretisierung der Flächenpotenziale sowie des Flächenbedarfs der zukünftigen Entwicklung. Im Hinblick auf die Gesamtstadtentwicklung wurden alle (militärischen und zivilen) Dispositionsflächen berücksichtigt.

Wegen der Vielzahl der Flächen und der verschiedenen Standortqualitäten war in je-dem Fall eine längerfristige Entwicklungsstrategie erforderlich: Nicht alle Flächen können gleichzeitig entwickelt und genutzt werden. In einem Programm-Gerüst sollten hierfür Ziele und Strategieansätze definiert werden.

Die Arbeit orientierte sich an folgenden Fragestellungen;

  • Welchen Stellenwert Funktion Eignung haben die Standorte für die Stadtentwicklung?
  • Welche Funktion wurde man den Standorten von den Potentialen her zuordnen?
  • Welchen realistischen Bedarf gibt es von innen und außen? Welche Nachfrage
  • wird es voraussichtlich geben bzw. kann initiiert werden?
  • Welche Entwicklungsgeschwindigkeit ist realistisch und sinnvoll: An welchen Standorten kann wann welche Entwicklung stattfinden? Strategie des langen Atems
  • welche Entwicklung ist funktional und technisch machbar: Entwicklung von Szenarien mit einer langfristigen Perspektive, Berücksichtigung der Aspekte ‚Angemessenheit' und 'Möglichkeiten für Zwischennutzungen', Konversionsflächen im Wartestand", die für längerfristige Optionen offenbleiben
  • Welche Entwicklungsszenarien sind auch vor dem Hintergrund der begrenzten öffentlichen Finanzlage umsetzbar?
  • Welcher Aufwand muss für die Flächen-In-Wert-Setzung betrieben werden, welche Vorleistungen müssen von Stadt und Land für privates Engagement erbracht werden?
  • Wie kann die Planungshoheit wirklich sinnvoll eingesetzt werden und welche planungsrechtlichen Mittel stehen der Stadt hierfür zur Verfügung?

Im Rahmen eines intensiven und teilweise auch kontroversen Diskussionsprozesses wurde dafür plädiert, den Konversionsbereich „Petrisberg“ mit Priorität zur verfolgen. Ausschlaggebend für dieses Votum war neben der Nähe zur City insbesondere die Lage des Geländes an der für die Stadt Trier der beutenden Entwicklungsachse Innenstadt – Universität –Tarforster Plateau.

Innerhalb der für den Standort „Petrisberg“ gebildeten Facharbeitsgruppe wurden bereits erste Eckwerte für die Entwicklung des Gebietes vorgeschlagen:

  • Nutzung des Standortes für exklusives Wohnen auch mit dem Ziel der Verringerung der Stadt-Umland-Wanderung; Angebote für studentisches Wohnen
  • Erweiterung der Universität;
  • Einrichtung eines Wissenschafts- und Innovationsparks für die Ansiedlung privater Unternehmen und An-Instituten der Hochschulen
  • Entwicklung von Grünflächen.

2. Workshop Petrisberg 1998


Gleichsam als Weiterentwicklung des Forums Konversion und Stadtentwicklung im Jahr 1997 wurden durch das Baudezernat der Stadt Trier das Forum Konversion & Stadtentwicklung des Landes Rheinland-Pfalz der Planungs-Workshop Trier-Petrisberg vom 24. bis 26. Juni 1998 durchgeführt. Ziel war die Weiterentwicklung und Konkretisierung der im Rahmen des Forums Konversion und Stadtentwicklung im Jahr 1997 definierten ersten Entwicklungsziele.

Mit zwei durch interne und externe Experten besetzten Arbeitsgruppen zu den Themen Wissenschaftspark/Universität und Wohnen wurde zunächst eine umfangreiche Analyse der städtebaulichen Rahmenbedingungen für die Entwicklung des Gebietes durchgeführt. Grundlage war die Bildung von Teilräumen folgender Teilräume des insgesamt ca. 85 ha großen Untersuchungsgebietes:

A – Quartier Petrisberg (Barackenlager)

B – Krone Belvedere

C – Lager Petrisberg

D – Sportplätze

E – Freifläche

F – Siedlung Burgunder Straße

G – ehem. Lazarett / Geo-Zentrum

H – Übungsfahrbahn

 

Gegenstand der Betrachtung waren insbesondere die Themengebiete Wissenschaftspark, Wohnen, Verkehr und Landschaft.

Als Oberziel für die Entwicklung der Fläche wurde die strukturelle Einpassung der ehe­ma­ligen Militärfläche in die Gesamtstruktur der Stadt definiert. Die Konversion bietet hier­bei die einmalige Chance, die bisherige Richtung der Stadtentwicklung in diesem Teilraum umzukehren: An Stelle der bisher verfolgten Ost-Entwicklung kann der Höhenstadtteil einschließlich Universität jetzt Richtung Stadt wachsen.

Die innerhalb des Planungsworkshops darüber hinaus entwickelten Leitvorstellungen können wie folgt zusammengefasst werden:

  • Das räumliche Konzept soll die Schwerpunkte Wohnen, Universität und Arbeiten umfassen. Das Konzept wird von der Zielvorstellung getragen, nicht heute alle Flächen zu belegen, sondern die Entwicklungsoptionen für zukünftige Generationen flexibel und offen zu halten. Die besondere landschaftliche Qualität der Flächen soll als Chance für die zukünftige Entwicklung genutzt und aktiviert werden.
  • Kernstück des Wissenschaftsparks soll ein Nukleus im Bereich des Geozentrums sein.
  • Wohnungsbauschwerpunkt könnte der Bereich der Krone Belvedere sowie die Fläche der Sportplätze sein.
  • Der Höhenrücken (Lager/Quartier Petrisberg) soll als Freiraum für die extensive Naherholung entwickelt werden.
  • Der Hangbereich zur Talstadt soll von jeglicher Neubebauung freigehalten werden.
  • Als Voraussetzung für die künftige Entwicklung wird die Schaffung einer leistungsfähigen direkten Verkehrsanbindung für den ÖPNV gesehen.
  • Die Erschließung für den motorisierten Individualverkehr soll vorzugsweise über das Aveler Tal erfolgen, da diese Route gegenüber der Verbindung über das Olewiger Tal über eine wesentlich höhere Leistungsfähigkeit verfügt, die in den kommenden Jahren weiter verbessert werden soll.